Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen in der Bildung

Deutscher Bildungsserver: Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen in der Bildung (Stand: Februar 2016).

Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) hat 2015 gemeinsam mit dem Learning Lab der Universität Duisburg-Essen eine Machbarkeitsstudie zu offenen Bildungsressourcen (OER) durchgeführt. Die Studie enthält die Ergebnisse der qualitativen Erhebung mit leitfadengestützten Interviews, die auch den Hochschulsektor in den Blick nahm.

Für den Hochschulbereich stellten die Autoren fest, dass der Stellenwert von OER aktuell an Bedeutung gewinnt, die Materiallage im intersektoralen Vergleich relativ gut ist, allerdings weiterhin Bedarf für politische, rechtliche und überregional-infrastrukurelle Unterstützung besteht. Mittel- und langfristig wird ein Mehrwert in Hinblick auf Sichtbarkeit und Qualität der Lehre erwartet.

Die Studie steht im Fachportal Pädagogik des DIPF zum Download  zur Verfügung.

Zusammenfassung der Studie

Die derzeit noch sehr disparat vorliegenden Bestände und Zugänge zu Open Educational Resources (OER) bedeuten zu große Hürden für deren Auffindbarkeit und effektive Nutzbarkeit. Infrastrukturen zur Optimierung der Verfügbarkeit von OER werden daher in allen Bildungssektoren befürwortet. Hierbei wird mehrheitlich für eine Orientierung an bereichsspezifischen Entwicklungsbedarfen votiert. Favorisiert werden Nachweisstrukturen für verteilte Medienbestände, während Zweckangemessenheit und Akzeptanzfähigkeit einer zentralen Plattform zur Bündelung aller OER skeptisch bis ablehnend bewertet werden.

Aufbau und Betrieb einer zentralen Infrastruktur, im Sinne eines einzelnen Repositoriums bzw. Referatoriums, für OER über alle Bildungsbereiche hinweg stellen keine realistische Option dar. Insbesondere in Bereichen mit etablierten OER‐Angeboten werden Eigenständigkeit, Subsidiarität und Nutzerbindung höher gewichtet als mögliche Vorteile einer zentralen Struktur. Zugleich ist die bestehende Repositorienlandschaft nicht dazu geeignet, die Potenziale von OER für das gesamte Bildungssystem zu entfalten. Daher ist zur Vernetzung bestehender (Teil‐)Infrastrukturen ein Aggregationsmechanismus für digitale Lernressourcen zu befürworten, der die disparat verteilten, abgegrenzte Communitys adressierenden Kollektionen auf der Basis interoperabler Nachweis‐ und Austauschroutinen vernetzt, ohne die Vielfalt bereichsspezifischer Angebote einzuschränken.

Zentrale Empfehlungen

 Fördermaßnahmen sollten Anreize für den Aufbau bzw. die Vernetzung von Repositorien und Nachweissystemen in bislang wenig OER‐aktiven Handlungsfeldern schaffen (z.B. berufliche Bildung, Erwachsenenbildung).

 Empfohlen wird der Aufbau von digitalen Materialbeständen i.S.v. Referenzsystemen für OER zu pädagogisch oder bildungspolitisch besonders relevanten Themen (z.B. Inklusion, frühe Bildung, Alphabetisierung).

 Bestehende OER‐Plattformen sollten um systematische Zugänge, Zugangsvokabulare für unterschiedliche Fächer  und Arbeitsinstrumente ergänzt werden, die die Adaption der Materialien in anderen Bildungskontexten unterstützen. Fördermaßnahmen sollten an die Bereitstellung technischer Schnittstellen und interoperabler Metadaten geknüpft werden, welche für die Realisierung eines Metadaten‐Austausch‐Services (s.u.) notwendig sind.

 Als zentrale Komponente einer verteilte Angebote vernetzenden Infrastruktur wird der Aufbau einer Aggregationsinstanz (Metadaten‐Austausch‐Service) empfohlen, die auf Basis von Austauschformaten und konkordanten Metadaten dezentrale OER‐ Bestände im Sinne eines Nachweissystems integriert und ihre Auffindbarkeit sowohl in bereichsspezifischen als auch in übergreifenden Sichten unterstützt.

 Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung dieser Infrastruktur sollten durch eine Koordinierungsstelle wahrgenommen und durch geeignete Begleitgremien flankiert werden, die eine dem OER‐Ansatz entsprechende Anbieter‐, Nutzer‐ und Community‐ Beteiligung gewährleisten.